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Erkennen von Delir
Vermeidung von Delir

Erstellung und Implementierung eines Konzepts zum Delirmanagement am Klinikum Amberg

Ziel des Projekts ist eine frühzeitige Erkennung von gefährdeten und betroffenen Patientinnen und Patienten, sodass zügig entsprechende (präventive) Maßnahmen ergriffen werden können. Die Mitarbeitenden des interprofessionellen Teams sollen hierfür hinsichtlich der Ätiologie, Risikofaktoren, Symptome, Formen, Komplikationen und Folgen eines Delirs sensibilisiert/geschult und so deren Kompetenz erweitert werden.

Assessment- bzw. Screeningmaßnahmen
Implementierung eines Delirmanagements
Schulungen, Fortbildungen usw.
Klinikum St. Marien Amberg
Gesamtes Krankenhaus
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„Stilisiertes Gehirn" Adobe Stock © Ralf Geithe

Erstellung und Implementierung eines Konzepts zum Delirmanagement am Klinikum Amberg

Zielsetzung

Zentrale Maßnahmen:

  • Sensibilisierung des interprofessionellen Teams zu Delirien

  • Implementierung und Dokumentation einer Kombination aus Nursing Delirium Screening Scale (NuDesc), Richmond Agitation-Sedation Scale (RASS) und Numerischer Rating-Skala (NRS) sowie der Beurteilung von Schmerzen bei Demenz (BESD) als stationsübergreifendes Screening-Instrument (vgl. Pain Agitation Delirium-Management)

  • Implementierung von einheitlichen medikamentösen und nicht - medikamentösen Therapiekonzepten 

Ziel des Projekts ist eine frühzeitige Erkennung von gefährdeten und betroffenen Patientinnen und Patienten, sodass zügig entsprechende (präventive) Maßnahmen ergriffen werden können. Die Mitarbeitenden des interprofessionellen Teams sollen hierfür hinsichtlich der Ätiologie, Risikofaktoren, Symptome, Formen, Komplikationen und Folgen eines Delirs sensibilisiert bzw. geschult und so deren Kompetenz erweitert werden. Um eine möglichst lückenlose Versorgung zu gewährleisten, wurde ein hausinternes stationsübergreifendes Konzept entwickelt, bei welchem die unterschiedlichen Professionen involviert wurden. Neben der pflegerischen Vorgehensweise beinhaltet das Konzept daher zudem auch die ärztliche Komponente inklusive aller empirisch belegten Fakten zur Ableitung einer individuellen Therapie für die betroffene Person. Die Versorgungsqualität des Patienten soll so gesteigert und Komplikationen verhindert werden. 

Die Indikationen des Screenings lauten: 

  • Bei Erstkontakt (z.B. vorstationäre OP-Aufklärung, Prämedikation)

  • Generelles Screening aller Patienten >65 Jahre bei der Aufnahme

  • Postoperativ bei Patienten >65 Jahre sowie nach langen bzw. komplizierten Eingriffen

  • Altersunabhängig alle Patienten auf einer Überwachungsstation

  • Evaluation jeweils tagsüber und nachts bis 48h post-op. bzw. nach Aufnahme

  • bei Verlegung

  • vor Entlassung in andere medizinische oder pflegerische Einrichtungen (Überleitungsbogen)

  • situationsbezogen, bei Veränderungen

  • ausgenommen werden kurzstationäre Patienten unter 48h Aufenthaltsdauer


Erstellung und Implementierung eines Konzepts zum Delirmanagement am Klinikum Amberg

Projektbeschreibung

Zunächst wurde eine Projektplanung erstellt, welche alle einzubeziehenden Berufsgruppen bzw. Fachbereiche sowie Phasen des Projekts beschreibt. Nach Genehmigung des Projekts erfolgte die Gründung einer Arbeitsgruppe, welche sich mindestens einmal monatlich zu festgelegten Schwerpunktthemen ausgetauscht hat. Die Organisation und Ausarbeitung wurde hierbei jeweils von der Leitung der AG Delirmanagement übernommen. Die Arbeitsgruppe bestand pflegerisch aus Expertinnen und Experten der Geriatrie, Intensivmedizin (internistisch sowie operativ), Unfallchirurgie, Orthopädie, Neurochirurgie und Allgemeinchirurgie, ärztlich aus Expertinnen und Experten der Anästhesiologie bzw. Intensivmedizin, Geriatrie, Kardiologie, sowie Unfallchirurgie. Mitarbeitende aus der Neurologie konnten leider nicht akquiriert werden. 

Bei der Literaturrecherche wurde auf Leitlinien des AWMF, Empfehlungen der DIVI sowie der Initiative Qualitätsmedizin, diverse wissenschaftliche Artikel aus Fachzeitschriften und online verfügbare Konzepte oder One Minute Wonder anderer Kliniken zurückgegriffen. Über das Team der internistischen Intensivmedizin bestand Kontakt zu Carsten Hermes, der bereits im Vorlauf spezifisch für diese Station Unterstützung beim Delirmanagement geleistet hatte. Die Literatur wurde jeweils exzerpiert und nach Schwerpunktthemen katalogisiert, sodass bei den AG-Treffen das Schwerpunktthema des Termins unter Nutzung der jeweiligen Quelle bearbeitet werden konnte. Für jedes Treffen wurde speziell dazu eine Zusammenfassung und Übersicht per PowerPoint erstellt und die Prozesse und Ergebnisse in einem Protokoll festgehalten. Die Teilnehmenden erhielten nach jedem Treffen das Protokoll sowie die erarbeiteten Ergebnisse in digitaler Form. Dadurch konnten Informationslücken durch z. B. Krankheitsausfälle umgangen werden und die Kommunikation aufrechterhalten werden. Bei den Treffen wurden Print-Versionen der jeweils zu wählenden oder bereits erarbeiteten Inhalte zur Ansicht ausgegeben, um mehr Übersichtlichkeit und Vorstellungsvermögen zu generieren. Beispielhaft zu erwähnen sind hier der Informationsflyer für Patientinnen und Patienten, Angehörige sowie der Kitteltaschenhelfer. Nach Besprechung und Erarbeitung der Inhalte wurden Schnittstellen wie Physiotherapie, Betreuungskräfte, Küche oder IT kontaktiert, um eine Umsetzbarkeit gewährleisten zu können und weitere Beteiligte zu involvieren bzw. zu berücksichtigen. 

Wie in den Indikationen beschrieben, soll das Konzept nicht nur die qualitative Versorgung am Haus verbessern, sondern auch eine Übermittlung der gesammelten Informationen an nachversorgende Stellen erleichtern, sodass die betroffene Person bestmöglich profitieren kann. Im weiteren Verlauf des Projekts sollen die Mitarbeitenden über das Konzept in Kenntnis gesetzt und die Inhalte geschult werden. Die Dokumentationsoberfläche ist zu diesem Zweck ab 01.01.2025 verfügbar. Die Stationen werden jeweils separat im Team von ausgewählten AG-Teilnehmenden geschult. Die ärztlichen Mitarbeitenden werden gesondert in Kenntnis gesetzt. Die Stationsleitungen wurden im Dezember 2024 über die Implementierung informiert. Ebenfalls gesondert geschult werden die Demenzbeauftragten der Stationen, die fortan aufgrund der inhaltlichen Nähe zusätzlich auch als Multiplikatoren des Delirmanagements fungieren sollen. 

Zur Schulung wird durch die Organisatorin eine Präsentation erstellt und alle Unterlagen den Mitarbeiten im Intranet bzw. per Mail zur Verfügung gestellt. Für neue Mitarbeitende wird die Schulung im Fortbildungs-Portal als Pflichtfortbildung eingestellt.

Zentrale Aufgaben

1) Literaturrecherche 

2) Gründung und Organisation einer Arbeitsgruppe 

3) Gemeinsames Erstellen und Abstimmen eines Konzepts 

4) Implementierung des Projekts in den Versorgungsalltag

5) Schulung der Mitarbeitenden

Zeitlicher Ablauf

Projekt-Fahrplan
23.04.2024 Anfrage der Teilnehmenden
30.04.2024 Gründung der Arbeitsgruppe
30.04./02.05./07.05.2024 Literaturrecherche
14.05.2024 Zusammentragen bisheriger Vorgehensweisen in den Fachabteilungen
11.06.2024 Gibt es An- oder Zugehörige, die die Medikamente besorgen können, sie richten und die Einnahme sicherstellen?
16.07.2024 Vorstellung möglicher Screening-Instrumente, Auswahl NuDesc
27.08.2024 Absprache der nichtmedikamentösen Therapiemöglichkeiten sowie Präventionsmaßnahmen unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und Ressourcen am Klinikum
10.09.2024 Treffen im ärztlichen Team, Absprache der Medikation
24.09.2024 kollegialer Dialog zu den erarbeiteten Ergebnissen, letzte Korrekturen am Konzept in Zusammenarbeit mit IT-Key User: Einbettung des Screenings in digitale Dokumentation
05.11.-26.11.2024 Pilotphase der Flyer zur Absatz-Ermittlung, anschließende Beauftragung bzw. Bestellung bei der Marketing-Abteilung des Klinikums
26.11.2024 Vorlage des ausgearbeiteten Konzepts in der Pflegedirektion
10.12.2024 Veröffentlichung des Konzepts, Information der Stationsleitungen über geplante Einführung, Planung von Schulungsterminen
01/2025 bis 04/2025 Schulung der Mitarbeitenden, Implementierung des Konzepts
05/2025 bis 07/2025 Anpassung des Konzepts entsprechend der S3-Leitlinie „Delir im höheren Lebensalter“
Aktuell Planung der ärztlichen Schulungen sowie weitere Anpassung der digitalen Patientenkurve

Neben der beschriebenen Termine der AG wurde jeweils im Hintergrund weiter an der Literaturrecherche/-auswertung, Ausformulierung und Gestaltung des Konzepts sowie der Abstimmung mit IT und anderen Berufsgruppen gearbeitet.

Gut zu wissen
  • Hoher zeitlicher Organisationsaufwand, freigestellte Person zur Umsetzung erforderlich

  • Schulungsbedarf der Mitarbeitenden unterscheidet sich je nach Abteilung

  • Koordination von Pflege- und Ärzteschaft ist mit gegenseitigem Respekt und Anerkennung des Geleisteten machbar

  • Kommunikation als Schlüssel

  • Implementierung einer akademisierten Pflegefachperson in diesem Bereich sinnvoll

  • Die Wahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der AG ist ausschlaggebend für den Erfolg und die Motivation des Projekts

Kontakt & Ansprechperson

Franziska Birner
Franziska Birner
Pflegefachfrau B. Sc. in der Klinik für Anästhesiologie und operativen Intensivmedizin sowie jeweils dienstags freigestellt tätig für die Pflegedirektion Leitung der AG Delirmanagement

Hinweis:
Das Urheberrecht an den bereitgestellten Bildern, Grafiken und Dokumenten liegt bei dem jeweiligen Krankenhaus.

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