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Herausforderung Delirmanagement

FACHTAG
NÜRNBERG

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) veranstaltete am 11. November 2024 den 2. Bayerischen Fachtag Demenz im Krankenhaus und widmete sich dabei der Herausforderung Delirmanagement. Dafür lud die KBDiK Interessierte nach Nürnberg ein.

Frau Judith Gerlach, MdL, bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention verwies in einer Videobotschaft anhand aktueller Zahlen zu Menschen mit Demenz auf die Relevanz der Auseinandersetzung mit der Thematik. 

Frau Prof. Dr. Caroline Herr, Amtsleitung Gesundheit des LGL, begrüßte die etwa 90 Teilnehmenden, die vorwiegend aus bayerischen Akutkrankenhäusern kamen, im Namen des LGL. Sie betonte die Belastung, die von einem akuten Delir für alle Beteiligten - Betroffene, An- und Zugehörige sowie Mitarbeitende der Kliniken - ausgehe. Ganzheitliche Behandlungskonzepte seien daher elementar. Sechs Referierende widmeten sich aus verschiedenen Perspektiven und mit unterschiedlichen Schwerpunkten der Herausforderung eines erfolgreichen Delirmanagements.

Modifikation der Behandlungsumgebung als Mittel zur Delirprävention: Stressabschirmung & Patientenaktivierung

Den Einführungsvortrag hielt Herr Univ.-Prof. Dr. med. Alawi Lütz (Charité Universitätsmedizin Berlin, Technische Universität Berlin), der eindrücklich die Auswirkungen eines Delirs auf Patientinnen und Patienten schilderte und dabei wiederholt auf deren Perspektive einging. Zudem berichtete er von dem interprofessionellen Projekt der Quiet ICU – einer nach seinen Worten visionären Weiterentwicklung der Intensivstation. Außerdem erläuterte er weitere evidenzbasierte Maßnahmen, die für eine stressfreie und damit delirprophylaktische Behandlung förderlich seien, wie beispielsweise Abschirmung gegen akustische Reize oder Lichtstimulation zur Unterstützung des zirkadianen Rhythmus.

Seinem Beitrag schlossen sich vier Vorträge aus der Praxis bayerischer Akutkrankenhäuser an, welche ihre erprobten Projekte und Konzepte präsentierten.

Assessment, Begleitung, Screening: ABS für Delir? Erfahrung bei der Implementierung einer Multikomponentenintervention

Herr PD Dr. med. Thomas Saller vom Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München berichtete ausführlich von den Erfahrungen der Implementierung einer Multikomponentenintervention im Rahmen des Projekts gertrud. Präventives Handeln und potentielle Risiken zu erkennen, stehe dabei an vorderster Stelle. Assessment, Betreuung und Screening seien hier die drei Schlüsselbegriffe.

Team ORANGE – Personzentrierte Delirprävention

Herr Martin Wiegand (B. Sc., Gesundheits- und Krankenpfleger), und Frau Nelly Porschet-Uebler (M.A., Betreuungskraft 43b SGB XI) vom Team ORANGE der BG Unfallklinik Murnau, das mit seinem Betreuungskonzept am 7. November 2024 von Gesundheitsministerin Gerlach mit dem Bayerischen Demenzpreis ausgezeichnet wurde, verdeutlichten ihr Vorgehen anhand von Fallbeispielen. Eine individuelle Begleitung der Patientinnen und Patienten und eine personzentrierte Interaktion könnten den Betroffenen Orientierung und Sicherheit geben.

Gemeinsam Orientierung schaffen - Einblicke in das Delirmanagement-Konzept

Die Praxisvorträge aus Bayern rundete Herr Christopher Simon, M. Sc., Pflegeexperte APN Delir, am Klinikum Neumarkt in der Oberpfalz mit einem Einblick in das umfassende Delir- und Demenzmanagement ab. Zu vordefinierten Prozessen für alle Patientinnen und Patientin ab 65 Jahren zur Risikoeinschätzung, über Multiplikatorentreffen, Betreuungsmaßnahmen und ein einheitliches Medikationsschema bis hin zu einer demenzsensiblen Umgebungsgestaltung konnten sich die Teilnehmenden einen Überblick verschaffen.

Kostenbelastung oder Erfolgsfaktor? Betriebswirtschaftliche Aspekte einer strukturierten Delirprävention und –intervention

Welche Kosten durch Verhinderung eines Delirs und eine angepasste Behandlung bei Eintreten eines Delirs eingespart werden können, stellte Frau Laura Zupanc (M. B. A., Herz-Jesu-Krankenhaus Hiltrup GmbH) in ihrem Vortrag anschaulich dar. Anhand von Berechnungen mit bestimmten Annahmen ließen sich mögliche Einsparungen und damit mögliche Budgets für ein Delirmanagement in Krankenhäusern abschätzen.

Eine Perspektive, die bei dem Thema Delir- und Demenzmanagement in Kliniken nicht außer Acht gelassen werden darf, ist die der Angehörigen. In einem Gespräch mit Frau Melitta Varlam, Moderatorin des Fachtags, konnten Frau Brigitta Mittag und Frau Meike Hüsken ihre Erfahrungen als Angehörige von Menschen mit Demenz im Krankenhaus schildern, wahrgenommene Herausforderungen benennen und erläutern, was sie sich in der jeweiligen Situation gewünscht hätten. 
Der Tag endete mit einem angeregten Austausch im Rahmen des Podiumsgesprächs. Hierbei wurden wichtige Impulse gesetzt und von allen Seiten einig kommuniziert: Delir geht uns alle an und die Zeit zum Handeln ist jetzt.